Tierschutz in der tiergestützten sozialen Arbeit mit Hund

Wenn du in der tiergestützten Arbeit mit Hund arbeitest, dann gibt es nicht nur die allgemeinen Verordnungen und Haltebestimmungen. Es gibt noch die Merkblätter der Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT). Diese sind rechtlich nicht bindend, aber werden in der Regel herangezogen, wenn Veterinärämter über die Zulassung von gewerbsmäßiger Arbeit mit Hunden entscheiden. Möchtest du mit deinem Hund in den sozialen Einsatz gehen, ist das Merkblatt 131.4 für dich relevant. Dies regelt bei der Haltung unter anderem, dass:

  • der Hund mit der Bezugsperson in enger häuslicher Gemeinschaft im Wohnbereich zusammenleben sollte.
  • ein individueller Rückzugsort geben sollte, welcher von allen Familienmitgliedern respektiert wird.
  • ausreichend Tageslicht vorhanden ist. Der Ort leicht zu reinigen, trocken, belüft- und beheizbar, zugluftfrei und temperaturisoliert ist.
  • bei länger anhaltendem Aufenthalt im Freien (z.B. Garten) ein freier Zugang zum Haus vorhanden ist oder mindestens zu einer überdachten Unterkunft, welche vor Kälte, Wärme, Nässe und Wind schützt. Die Wohlfühltemperatur richtet sich dabei nach Rasse und Fell des Hundes und kann z.B. tiefer liegen als bei Menschen.

Die Leistung deines Hundes

Wenn du mit deinem Hund arbeitest, dann bringt er eine enorme Leistung für dich und für deine Klienten. Die Anforderungen, welche wir bis hier und auf den vorangegangenen Themen dieser Lektion besprochen haben, sind die Mindestanforderungen. Du möchtest gutes mit deinem Hund tun? Dann tu deinem Hund etwas gutes und Sorge dafür, dass es ihm sehr gut geht. Der Grund? Nur wem es gut geht, der kann gutes tun.

Stell dir vor dein Hund hat eine Wohlfühlskala von 1 bis 10, wobei 10 das Beste ist. Nehmen wir an, das durchschnittliche Niveau eines zufriedenen Haushundes, welches bei einer durchschnittlichen Haltung automatisch erzielt wird, liegt bei 5 bis 7. Dann ist dies nicht schlecht. Bedenke jedoch, dass je nach Anspruch der Arbeit, diese das Wohlfühlniveau um ein bis zwei Stellen auf der Skala senken kann oder an schlechten Tagen sogar um noch mehr.
Dein Hund schläft auf ihm ungewünschtem Untergrund und hat Stress beim Autofahren und kommt daher schon mit einer 6 auf Arbeit an. Dann sinkt “naturgemäß” durch die Arbeit die Skala auf 4 ab. Somit würde sich dein Hund schon in einem Bereich befinden, wo er sich unwohl fühlt. Dies senkt die Arbeitsmotivation und erzeugt Stress. Daher ist es deine Aufgabe, dass dein Partner auf vier Pfoten mit mehr als dem Tolleranzbereich von 5 bis 7 startet. Außerdem ist es deine Aufgaben, dass Aktivitäten wie Autofahren, die Skala nicht absenkt. Sprich, du musst ihm eine gute Vorbereitung und Training zukommen lassen.

weitere Empfehlungen der TVT für tiergestützte arbeitende Hunde

Ebenfalls nach den Vorgaben des TVT gibt es weiterführende Empfehlungen zur Beschäftigung und dem Sozialgefüge.

Die Beschäftigung richtet sich nach der rassespezifischen Veranlagung, der individuellen Konstitution und dem Gesundheitszustandes des Hundes. Dies heißt in der Regel:

  • 2-4x pro Tag ausgiebige Bewegungsmöglichkeit mit Spiel und Freilauf
  • wechselnde Umgebungsreize
  • Training, welches eine spielerische Vorbereitung/Übung der Situationen ist, welche in den Einsätzen vorkommen
  • innerartliche Sozialkontakte (andere Hunde) und Spiele, sowie eine intensive Beziehungspflege zu den Menschen (ebenfalls gemeinsames Spielen)

Für das Sozialgefüge empfehlen sie folgendes:

  • Gemeinsames Leben im Familienverband und täglich mind. 5 Stunden menschliche Gesellschaft und Zuwendung/Beschäftigung
  • Nur nach Gewöhnung und nur wo nötig den Hund alleine lassen. Regelmäßig sollte dies nicht mehr als 6 Stunden pro Tag sein.
  • Mindestens 1x die Woche auch Kontakt zu anderen Hunden. Möglichst aber mehr und auf das Bedürfnis des Hundes angepasst.
  • Nach Gewöhnungszeit ist auch das Zusammenleben mit anderen Tierarten möglich.
  • Bei Mehrhundehaltung entstehen zusätzliche Anforderungen, welche meist mehr Erfahrung der Halter benötigen.

Unsere Meinung und Fazit daraus

Du möchtest mit deinem Hund in der tiergestützten sozialen Arbeit tätig sein, so ist es notwendig, dass dein Hund sich, wie bereits erwähnt, sehr wohl fühlt und viel Zeit mit Menschen verbringt. Denn nur so kann er optimal darauf vorbereitet sein und genug Erfahrungen sammeln, welche er in der TGI einsetzen kann. Daher stammen die Empfehlungen, dass dein Hund nicht so viel alleine sein soll und bei dir im Wohnraum leben soll.
Nichts desto trotz muss alles mit Augenmaß geschehen. Natürlich darfst du auch mal einen Tagesausflug ohne deinen Hund unternehmen. Und ob dein Hund Kontakt mit Artgenossen haben muss und wie oft, solltest du auch angepasst an deinen Hund entscheiden.
Regelmäßiges Training, Beschäftigen und gemeinsame Erlebnisse und damit verbundene Ortswechsel und verschiedene Situationen wiederum, erachten auch wir als sehr sinnvoll. Denn dies festigt eure Bindung, hilft zu entspannen und sichert euch beide ab.


Aufgabe 1: Hole dir dein Arbeitsblatt aus der Kynologie zur Unterstützung und überlege/ergänze, was dein Hund braucht, um sich besonders wohl zu fühlen oder zu regenerieren.

Aufgabe 2: Welche Möglichkeiten gibt es für dich noch anzupassen oder zu trainieren, damit das Wohlbefinden deines Hundes gesichert wird?

Aufgabe 3: Was kann dem Wohlbefinden deines Hundes schaden? Überlege, welche Situationen bzw. Gefahren auf Arbeit warten, vor den du deinen Hund schützen solltest.

Aufgabe 4: Entwirf Belehrungspunkte und/oder Umgangsregeln, die das Wohlbefinden und die Gesundheit deines Hundes schützen sollen. Nimm dir hierfür auch die Unterlagen von Unfallverhütung, Gesundheit des Hundes und Hygiene in der TGI zu Hilfe.