Im geschichtlichen Abriss hast du gelesen, dass die Epoche der tiergestützten sozialen Arbeit mit den 60er Jahren begann. Ein Psychologe hatte zufällig positive Effekte beobachtet, als er seinen Hund mit auf Arbeit hatte und begann dies zu dokumentieren. Der Grund, warum Hunde also eingesetzt werden, ist, dass dem Beisein oder der Aktivität mit Hund positive Eigenschaften nachgesagt werden.
Welche positiven Effekte werden beobachtet?
Einfluss auf körpereigene (biologische) Parameter
- Senkung des Blutdrucks
- Ausschüttung von Hormonen, wie das Kuschelhormon Oxytocin
- führt zur Steigerung des Wohlbefindens
Menschen haben gern Umgang mit Tieren, unter anderem weil
- Keine (menschlichen) Erwartungen/Ansprüche
- Keine Sanktionierung über Distanzaufbau (kein Verlust der Zuneigung)
- Kein „Nachtragen“, es zählt das Hier und Jetzt/man kann die Beziehung stets verbessern (sofern keine Misshandlung des Tieres vorliegt und das Tier nachhaltig prägt)
- der Umgang ist gekennzeichnet durch tierische Unbeschwertheit
- Emotionale Nähe, Vermenschlichung (Erklärungsansätze, warum eine Beziehung zum Tier erfolgt, liest du in einer anderen Lektion)
- positive Vorurteile wie: Tiere sind niedlich, treu, helfen gern
Somit können Tiere positiv wirken auf
- Biologische Zustände
- Psychische Zustände
- Das (Miteinander-) Handeln (physische Beeinflussung)
- Sozialer Ebene
und es wird davon ausgegangen, dass durch Tiere
- innere verankerte Grundbedürfnisse angesprochen werden, wie der Wunsch nach Nähe, Geborgenheit, Vertrauen
- emotionale und soziale Lücken geschlossen werden können
- negative Aspekte kompensiert, abgeschwächt oder gar vermieden werden
All diese Beobachtung und das Gefühl, dass Tiere etwas gutes Bewirken können, wenn sich die Klienten auf das Tier einlassen, führten und führen dazu, dass Hunde und auch andere Tiere immer mehr methodisch in die sozialen Arbeitsfelder integriert werden. Im Verlauf des Kurses werden wir die Frage, wieso können Tiere den Menschen helfen, versuchen zu klären. Damit das alles nicht nur als Behauptungen da steht, findet ihr auch ein paar Studien, die die positive Auswirkung von Tieren auf den Menschen belegen in der Anlage.
Grenzen der tiergestützten sozialen Arbeit
Die Zuhilfenahme von Tieren in sozialen, therapeutischen und pädagogischen Berufen hat neben seinen positiven Effekten auch Einschränkungen. Die Methodik tiergestützt zu arbeiten kann nur als eine Möglichkeit verstanden werden, die jedoch nicht für jeden Klienten passt, genau wie bei anderen Methodiken auch. Mögliche Ursachen für das Nichtnutzen oder das Absetzen des tierischen Helfers kann unter anderem empfohlen sein wenn
- gesundheitliche Probleme/Kontraindikationen des Klienten vorliegen
- Offene Wunden (Bsp. schwerwiegende, großflächige Brandverletzungen)
- Stark immungeschwächte Personen (z. Bsp. HIV infizierte Menschen, teilweise bei Krebserkrankungen, chronische Darmerkrankungen)
- Allergien und allergisches Asthma
- Akute bakterielle oder virale Erkrankungen z. Bsp. Lungenentzündung, Grippe (es besteht eine erhöhte Anfälligkeit sowie Ansteckungsgefahr/Verbreitung)
- eventuell bei Schwangeren und Säuglingen je nach Infektionsrisiko und Immunschutz
- der Klient kein Interesse oder Zugang am/zum Tier hat
- die Bedürfnisse von Klient und Tier nicht vereinbar sind (Thema Tierschutz in einer anderen Lektion)
- wenn die “Chemie” zwischen den Beteiligten nicht harmoniert
- das Tier krank ist
- wenn das Konzept nicht aufgeht und der Klient auf die Interventionen nicht anspricht und somit keine Förderung/Erfolg erzielt werden kann (es ist kein Versagen, TGI ist kein Allheilmittel)