Ein wichtiger Faktor, damit eine Situation nicht als Stress empfunden wird, liegt in der Motivation des Individuums. Müsst ihr eine Arbeit machen, auf die ihr keine Lust habt, dann stresst euch diese Arbeit wesentlich schneller, als wenn ihr motiviert seid. Eurem Hund ergeht es da ebenso.
Die Motivation (auch Handlungsbereitschaft) ist die Bereitschaft eines Tieres für ein bestimmtes Verhalten. Dabei unterscheidet man zwischen der extrinsischen und der intrinsischen Motivation.
Intrinsische Motivation
Die intrinsische Motivation meint die Beweggründe, welche von innen heraus kommen. Diese bringt der Hund von sich aus mit und sie sind mit hohem Ansporn und einer großen Ausdauer verbunden. Der Spieltrieb oder der Jagdtrieb wären dafür Beispiele. Hunde wollen von sich aus spielen und es bedarf keine extra Motivation. (Hier geht man erstmal vom Ursprung aus, es gibt Situationen, wo man doch den Hund zum Spiel auffordern muss.) Jedoch kann man die intrinsische Motivation mit der extrinsischen verknüpfen.
Extrinsische Motivation
Die extrinsische Motivation kommt nicht von innen heraus, sondern aufgrund einer Belohnung. Der Hund macht bestimmte Sachen, weil er dann dafür belohnt wird er verknüpft Verhaltung und Belohnung. Die daraus entstandene Motivation ist jedoch nicht so beständig wie die intrinsische Motivation und kann auch wieder sinken oder ganz verschwinden.
Der Einsatz von Motivation
Die intrisische Motivation liegt im Hund selbst und darauf kann man kaum Einfluss nehmen. Man kann sie, wenn man erkennt, was den Hund intrinsisch motiviert, jedoch in entsprechenden Situationen nutzen (intrinsiche Motivatoren als primäre Verstärker/Belohnung). Ein Beispiel: Der Hund liebt Artgenossenkontakt und ihr übt gerade ausdauerndes Platz trotz Ablenkung. Eine Spielfreigabe zum Hund kann hier eine Belohnung sein und du benötigst kein Leckerlie für das gezeigte Verhalten. Achtung jedoch: Nicht nach jedem tollen Platz den Hund spielen lassen, denn dass kann zu der Erwartungshaltung führen, dass dies immer nach dem Üben an besagtem Ort eintritt und könnte das Platz Kommando kaputt machen. Genau das ist auch der Grund, warum manche Hunde nicht ordentlich auf Wiesen an der Leine laufen, weil sie oft erlebt haben, sie dürfen gleich machen, was sie möchten.
Darüber hinaus kann man, wenn der Hund bspw. leidenschaftlich und ausdauernd, einfach aus Freude Sucht, dies als Auslastung fördern. Dies würde zu positiven Seiteneffekten wie Förderung der Zufriedenheit und festeren Bindung führen. Sollte der Hund dies sogar beruflich tun, so wird er sehr gute Erfolge erzielen können und selbst in schwierigen Lagen bei der Suche bleiben.
Die extrinsische Motivation ist das womit wir gezielter arbeiten können. Dies geschieht entweder über primäre Verstärker oder über sekundäre Verstärker. Die primären Verstärker beruhen unmittelbar auf den natürlichen Bedürfnissen (intrisischen Motivatoren) des Hundes. Dies kann die Verringerung von negativen Umständen sein, als auch die Befriedigung von physiologischen Bedürfnissen. Essen, Ruhe, Fortpflanzung, Jagdtrieb, Spieltrieb oder die sozialen Kontakte sind deratige Bedürfnisse. Wir belohnen den Hund mit Leckerlies für gewünschtes Verhalten und sprechen damit seinem Bedürfniss nach Essen an. Von sekundären Verstärkern sprechen wir, wenn das Bedürnis nur mittelbar angesprochen wird und wir nur über das Zwischenmedium unsere Bedürfnisse befriedigen. Dieser Verstärker ist angelernt. Bei uns Menschen ist Geld solche ein Verstärker. Wir haben gelernt, dass wir für Geld unsere Bedürfnisse befriedigen können, also empfinden wir Geld bereits selbst als Belohnung. Da Hunde mit Geld nur wenig anfangen können, sind hier andere Sachen konditioniert. Lobworte und bestimmte Geräusche sind Beispiele, wie beim Hund Belohnung als sekundärer Verstärker funktioniert.
Was genau nun aber den Hund motiviert, hängt von den Umständen, der Tätigkeit und dem jeweiligen Hund selbst ab. Manche Verstärker motivieren unseren Hund sogar so sehr, dass man eine weniger wertige Motivation benötigt, damit der Hund sich konzentrieren kann und der Fokus auf dem Training bleibt. Man unterscheidet bspw. in Futter motivierte Hunde und Spiel motivierte Hunde. Ein Spiel motivierter Hund kann so viel Trieb nach bspw. einen Ball haben, dass er hierdurch unkonzentriert wird. Möchte man einen Hund demnach neue Kommandos beibringen, kann diese hohe Motivation und Trieblage zu hoch sein. Daher würde man hier Futter nutzen, um eine dosierte Motivation zu erzielen. Hat man jedoch einen Hund, der generell sehr Lernträge ist, so benötigt man eventuell das höchst Möglichste Motivationsmittel (dem Bsp. nach, den Ball), damit der Hund überhaupt etwas tut.
Was den Hund wann am meisten motiviert ist individuell und gilt es herauszufinden. Zum Einsatz kommt die Motivation z.B. genau dann, wenn man über positive Verstärkung trainiert.
Motivation fördern und erhalten
Die Motivation bei einem Hund etwas freiwillig zu machen ist ebenso wie bei uns Menschen höher, wenn er weder hungert noch durstet, keine Angst oder Furcht hat, frei von Schmerzen und Krankheiten ist, keine Defizite in seiner Haltung hat und möglichst frei sein Verhaltensrepertoire ausleben kann. Oder kurz gesagt: Geht es dem Hund nicht gut, ist er auch wenig zu motivieren. Auch wir können uns nicht zum wandern aufraffen, wenn der Magen knurrt. Selbst, wenn die Wanderung zum Essen führt, so werden wir an ihr keinen Spaß haben und wandern als etwas doofes in Erinnerung behalten, weil es so anstrengend ist, mit Hunger.
Diese negativen Faktoren sollten also ausgeschlossen sein. Weiterhin sollte der Hund keine Aussicht auf Schaden haben. Denn motivieren und bedrohen sind grundverschiedene Dinge und auch wenn man Sachen aus Zwang macht, so macht man diese nicht gerne und in der Regel auch nicht richtig. Die Motivation dieses Verhalten zu zeigen, wird also nicht aus freien Stücken kommen. Dies ist bspw. jedoch wichtig für das Miteinander und Erlernen sozialer Regeln des Zusammenlebens. Generell ist der Hund zuverlässiger, wenn er keinen Schaden befürchten muss. Angst funktioniert auf Dauer nur in Situationen zuverlässig, wo der Mensch sie permanent gegenwärtig für das entsprechende Verhalten aufrecht erhalten kann. Es wäre also nur temporär und in dessen Nähe möglich und gehört definitiv nicht zu einer guten Halter-Hund-Beziehung.
Geht es dem Hund gut und du möchtest ihm etwas beibringen, dann schaue weiterhin darauf, dass die Anforderung angemessen ist. Auch ein hoch motivierter Hund darf nicht überfordert werden, denn das senkt jede Motivation.
Die Auswahl der Belohnung ist auch nicht nur individuell, sondern muss auch angemessen, bedürfnisorientiert und als Belohnung empfunden werden. Mag euer Hund das Leckerlie nicht, dann ist es auch keine Belohnung und wenn ihr ihm für jedes “Sitz!” einen Napf voll gebt, dann ist weder euch, noch dem Hund geholfen, weil er zu satt ist und Bauchschmerzen bekommt.