Hunde sind sehr soziale Lebewesen und fühlen sich in ihrer Gruppe, ihrem Rudel am wohlsten. Der Mensch wird mindestens als gleichwertiger Sozialpartner, in Bezug auf das Zusammensein, angesehen. Den ersten großen Schritt meistern die Welpen mit der Trennung von Wurfgeschwistern, Mama und dem Herkunftsrudel. Plötzlich ist da kein Artgenosse mehr, an dem man sich orientieren kann. Und nun soll der Welpe auch noch ganz allein zu Hause bleiben.
Was wird sich gewünscht?
Wir alle wünschen uns einen Hund, welcher sich in unserer Nähe wohl fühlt, aber eben auch, wenn wir mal nicht da sind. Er soll brav warten. Die Realität zeigt oftmals Jaulen und Zerstörungsanfälle. Warum? Weil der Welpe Stress hat oder ihm langweilig ist. Denn sein Wunsch ist: Sicherheit und Nähe, also das Streben nach sozialer Struktur. Unser “kurz mal weg sein” ist für die Welpen Chaos. Also machen sie welches 😉
Um die Wünsche einander anzunähern, ist es in den meisten Fällen wichtig schrittweise zu verfahren. Der Welpe lernt, dass man wieder kommt, dass es zu Hause sicher ist, auch wenn ihr nicht da seid, und zu entspannen.
Ein Vorschlag für schrittweises Alleinebleiben
Der Welpe wird die ersten Wochen rund um die Uhr behütet und beguckt und plötzlich ist der Urlaub vorbei und und der Welpe, der bis eben jeden Schritt begleitet hat, ist plötzlich 8 Stunden alleine. Der erste wird vielleicht hier schon schlucken und sich angesprochen fühlen, denn ja, man kann dem Hund vorher, ohne das Haus zu verlassen, schonmal zeigen, dass es ok ist zurück zu bleiben.
Schritt 1: Ruhephasen nutzen
Wenn euer kleiner Welpie müde ist und am Einschlafen ist, nutzt den Moment und verlasst das Zimmer. Bekommt Euer Welpe mit, dass ihr rausgeht, so geht gleich wieder rein: Bevor er aufsteht und euch folgt.
Es gilt immer: Verhalten was sich lohnt, wird häufiger gezeigt. Verhalten, welches sich nicht lohnt, vergeht. Steht der Welpe auf und läuft hinterher, so ist dies selbstbelohnend, da er seine Kontrolle und Sicherheit hierüber gewinnt. Du musst nutzen, dass er die Erfahrung macht: warten führt auch zu gewünschtem Erfolg, nämlich Frauchen/Herrchen kommt trotzdem wieder.
Schritt 2: Anforderungen steigern
Hast du es geschafft, dass du aus dem Raum gehen kannst, ohne dass dein Welpe hinterher läuft und du immer zurück warst, bevor der Welpe den Raum auch verlassen hat, so kannst du neue Variationen einbauen. Die Anforderungen steigen: du gehst raus, wenn dein Welpe nicht eingeschlafen ist, aber seine Bedürfnisse gestillt und er entspannt ist. Z.B. wenn er gerade etwas frisst oder kaut. Sei zurück, bevor er das Interesse am Kauartikel verliert bzw. aufgefressen hat.
Weitere Steigerungsmöglichkeiten sind:
- wenn du die Zeit, welche du aus dem Zimmer bist langsam steigerst. Achtung, du solltest immer zurück sein, ehe dein Hund unruhig wird.
- wenn du die Tür kurz schließt und wieder öffnest, um wieder hereinzugehen. Dies langsam ebenfalls dosieren, wenn es denn geklappt hat. Klappt heißt, dass dein Welpe seiner vorherigen Aktivität weiter nachgeht, statt zur Tür zu kommen.
- das Verlassen der Wohnung durch die Eingangstür. Hierbei beginnst du, wie beim Verlassen des Raumes und lasse am Anfang die Haustür offen. Steigere dies dann, wie das Training vom Verlassen des Zimmers.
- wenn du nicht nur die Zeitdauer und den Wechsel der Räumlichkeiten veränderst, sondern auch das Gehen variierst, wann du gehst bei welchen Tätigkeiten des Welpen. Bisher bist du gegangen, wenn er geschlafen hat oder gefressen hat.
Weitere Hilfen
- Du machst es deinem Hund leichter, wenn du kein großes Fest feierst, wenn du nach Hause bzw. zurück in den Raum kommst. Verhalte dich ganz normal. Auch wenn Freude etwas schönes ist, so kann es als Stress interpretiert werden und rückwärts wirken, sodass dein Hund das Alleinsein als schlimm empfindet.
- Entwickle ein “Geh-Ritual”, welches deinem Hund Sicherheit vermittelt. Nützlich ist dies auch, wenn dein Hund an fremden Orten mal alleine bleiben muss.
- Beim Lernen des Alleinbleibens hilft es deinem Hund etwas vertrautes bei sich zu haben. Vor allen, wenn du ihn an fremden Orten alleine lässt. Übe dies bereits in der bekannten Umgebung ein. Z.B. habe eine Decke oder ein Shirt von dir, welches du immer und überall mit hinnimmst und welches beim Hund bleibt, wenn du ihn verlässt. Auch im Auto, im Kaffee, während du auf Toilette gehst usw.
Denke stets daran: Lernen ist kein linearer Verlauf. Es ist ein stetiges Auf und Ab. So kann es vorkommen, dass dein Welpe schon mal alleine bleiben kann und plötzlich wieder nicht mehr. Dein Welpe unterliegt, genau wie wir Menschen, verschiedenen Entwicklungsphasen. Setz dich nicht unter Druck und lasst euch Zeit.