Heiß diskutiert wird das Abgabealter der Welpen. Was ist nun richtig, 8 Wochen oder 12 Wochen? Woher stammen diese Altersgrenzen?
Was ist erlaubt und was ist zu beachten?
Gemäß Tierschutzhundeverordnung (TierSchHuV) ist es erlaubt den Welpen frühestens mit 8. Wochen (er hat die 8. Lebenswoche beendet und ist 8 Wochen alt) von der Mama zu trennen und an seinen neuen Besitzer, an seine neue Besitzerin, zu übergeben. Wenn man einen Welpen zu sich nimmt, sollte man jedoch beachten, dass er seine oder ihre erste Impfung bereits bekommen hat. Warum sollte nur ein geimpfter Welpe adoptiert werden? Weil, spätestens wenn der Welpe entwöhnt von der Muttermilch ist, die Immunabwehr sinkt und das Risiko an entsprechenden Erkrankungen zu erkranken steigt. Zu mal hinzu kommt, dass im neuen Umfeld zumeist auch Hundekontakte wahrgenommen werden und somit die Infektionswege kürzer sind. Das Impfen ist jedoch frühestens mit der 8. Lebenswoche machbar, regulär wird geimpft, wenn der Welpe mindestens 8. Wochen alt ist. Das aktuelle empfohlene Impfshema kann man immer der StIKoVet entnehmen. Weiterhin gilt es: beim Impfen können Impfreaktionen auftreten, welche beim Züchter auskuriert werden sollten, um möglichst weiteren Stress für den Kleinen zu vermeiden. Denn Stress setzt dem Welpen noch mehr zu und kann die Reaktion verschlimmern. Das wiederum heißt: man sollte frühestens 3 Tage nach Erstimpfung den Welpen zu sich holen, vorausgesetzt, er ist gesund. Quellen habe ich dazu keine seriösen, aber es wird gängiger Weise so empfohlen und gehandhabt, da innerhalb der ersten 3 Tage die Impfreaktionen am ehesten auftreten (z.B. Schlappheit, Fieber, Schüttelfrost). Nach Gesprächen mit der Tierärztin sollte man sie sogar eine Woche lang beobachten, da Hunde, welche den Impfstoff nicht vertragen, auch nach diesen 3 Tagen noch reagieren könnten. Und noch eins: ein Hund sollte nur im gesunden Zustand geimpft werden, frei von Ekto- und Endoparasieten. Das wiederum heißt, dass kurz vor der Impfung eine Wurmkur erfolgen sollte, da sich Welpen sehr schnell daran anstecken können.
Fassen wir also zusammen, dass ein Welpe mindestens 8 Wochen und 3 Tage alt sein sollte und dann sowohl frisch entwurmt als auch geimpft ist. Ein guter Züchter hat zudem dem Welpen auch bereits einen Mikro-Chip einsetzen lassen zur eineindeutigen Identifizierung des Hundes und zur Möglichkeit das Haustier (kostenfrei) registrieren zu lassen, sodass einem bei Verlust geholfen werden kann.
Woher die Altersabgabespanne?
Um die gängigen Betrachtungsweisen (jedoch keine offiziell fundierten) nachvollziehen zu können, wonach das Abgabealter benannt wird und weshalb es unterschiedliche Einstellungen hierzu gibt, sollte man betrachten, in welcher Entwicklungsphase sich der Welpe befindet und welche voran ging und darauf bald folgt.
Wird der Welpe mit 8 Wochen abgegeben, so befindet er sich mitten in der Sozialisierungsphase. Zieht der Welpe hingegen mit 12 Wochen aus, so befindet er sich am Ende der Sozialisierungsphase und im Übergang zur Rudelordnungsphase.
Sozialisierungsphase
Die Sozialisierungsphase beginnt ab ca. der 4. Lebenswoche und erstreckt sich bis ca. der 12. bis 14. Lebenswoche. Innerhalb dieser Zeit werden weitere Entwicklungsschritte durchlaufen. So entwickelt sich beispielsweise das Stressempfinden in der 7. Lebenswoche und das Empfinden von Angst beginnt gegen Ende der Sozialisierungsphase zwischen der ca. 12. bis 14. Woche. Diese Phase allgemein zeichnet sich dadurch aus, dass der Welpe alle guten oder neutralen Erfahrungen gut aufnimmt und somit an mehr und mehr Souveränität gewinnt.
Rangordnungsphase
Die Rangordnungsphase bezeichnet den Entwicklungsschritt des Welpen, in dem er noch selbstständiger wird, ausprobiert was er kann und versucht zu entdecken, welche Aufgabe die seine ist. Welche Rolle er also im sozialen System einnimmt. Mit manchen Hunden ist diese Phase sehr anstrengend, anderen wiederum merkt man es kaum an. Im besten Falle gibt man dem Hund eine Aufgabe (z. B. durch Suchtrainings) und hilft ihm dadurch seinen Platz zu finden.
Und was heißt das nun?
Wird der Welpe mit 8 Wochen oder fast 9 Wochen abgegeben, so hat der neue Besitzer die Pflicht die Sozialisierung seines Welpen weiter voran zu treiben. Es wird zu seiner Aufgabe den Hund die Welt zu zeigen. Der Vorteil daran ist, dass der Hund sich noch gut auf sein neues Lebensumfeld einstellen kann, aber, er kann bereits Stress empfinden, deshalb ist es ebenso wichtig, dass bereits vorher viele Dinge beim Züchter kennengelernt worden sind, damit der Welpe in der Sozialisierungsphase nicht mit dem Umzug überfordert wird. Zieht der Welpe mit 12 Wochen aus, so ist die Sozialisierung weitestgehend abgeschlossen. Hat der Züchter den Welpen schon das Leben gezeigt, dann ist alles gut. Ist der Welpe jedoch nur auf dem Grundstück groß geworden, so hat man viele Möglichkeiten für den Welpen, Dinge leicht kennenzulernen, verpasst. Des Weiteren könnte es je nach Welpe und Situation gut oder problematisch sein, den Hund in der Rangordnungsphase zu übernehmen. Richtig angestellt, kennt der Welpe gleich seinen Platz. Es benötigt jedoch auch gleich Feingefühl sich auf die erste Angstphase seines neuen Mitbewohners einzustellen, denn diese Entwickelt sich ja nun auch gerade.
Aus unserer Sicht (Züchtersicht)
Wir werden unsere Welpen mit knapp 9 Wochen abgeben. Wir haben ihnen bereits viel von der Welt gezeigt. Die Mama und die Welpen können schon getrennt von einander sein, sie Mutter stillt die Welpen nicht mehr. Denn auch, ob die Welpen und die Mutter bereit sind, sollte eine Rolle spielen. Darüber hinaus geben sich unsere 8 nicht mehr zufrieden damit sich nur mit sich selbst, der Wohnung oder dem bekannten Garten zu beschäftigen. Sie haben Teile der Welt gesehen und wollen nun alle nahe beim Menschen sein und mehr noch mehr entdecken. Diesem Bedürfnis kann der zukünftige Besitzer einfach besser gerecht werden.